Die Ethereum Roadmap beschreibt die geplanten Entwicklungen, mit denen das Ethereum-Netzwerk in den kommenden Jahren weiter ausgebaut und verbessert werden soll. Ziel dieser Roadmap ist es, Ethereum langfristig skalierbarer, sicherer und nachhaltiger zu gestalten.

Dabei werden technische Änderungen in mehreren Phasen umgesetzt, die jeweils einen bestimmten Schwerpunkt setzen. Diese Phasen tragen Namen wie „The Merge“, „The Surge“ oder „The Verge“ und bauen schrittweise aufeinander auf.

Einige dieser Schritte wurden bereits umgesetzt, andere befinden sich noch in Vorbereitung. In diesem Artikel wird erklärt, was genau hinter den einzelnen Phasen steckt und welche Auswirkungen sie auf das Ethereum-Ökosystem haben könnten.

Phase 1: The Merge

Umstellung auf Proof of Stake

„The Merge“ war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von Ethereum. Mit dieser Änderung wurde das bisher genutzte Proof of Work-System durch ein Proof of Stake-Modell ersetzt. Anstelle von leistungsstarken Computern, die komplizierte Rechenaufgaben lösen, wird das Netzwerk nun durch Nutzer abgesichert, die eigene ETH als Einsatz (Stake) bereitstellen. Diese Nutzer, auch Validatoren genannt, bestätigen Transaktionen und erstellen neue Blöcke.

Der Wechsel erfolgte im September 2022 und gilt als ein Meilenstein. Die Umstellung war notwendig, um Ethereum langfristig skalierbarer zu machen. Gleichzeitig war sie die Grundlage für viele weitere Verbesserungen, die in den kommenden Phasen der ETH Roadmap folgen sollen.

Auswirkungen auf Energieverbrauch und Sicherheit

Durch die Einführung von Proof of Stake konnte der Energieverbrauch von Ethereum deutlich gesenkt werden. Laut Angaben der Ethereum Foundation sank der Stromverbrauch des Netzwerks um über 99 %. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die hohe Umweltbelastung durch Proof of Work immer wieder kritisiert wurde.

Phase 2: The Surge

Skalierung durch Rollups

Nach der erfolgreichen Umstellung auf Proof of Stake liegt der Fokus nun auf der Skalierung von Ethereum. In der Phase „The Surge“ geht es primär darum, die Anzahl der Transaktionen pro Sekunde deutlich zu erhöhen. Eine zentrale Rolle spielen dabei sogenannte Rollups. Das sind externe Systeme, die viele Transaktionen bündeln und anschließend als ein Paket in die Ethereum-Blockchain eintragen.

Rollups entlasten das Hauptnetzwerk und sorgen dafür, dass Transaktionen schneller und günstiger abgewickelt werden können. Es gibt verschiedene Arten von Rollups, zum Beispiel Optimistic Rollups und Zero-Knowledge-Rollups (ZK-Rollups). Beide Ansätze haben eigene Vor- und Nachteile, tragen aber zur Effizienzsteigerung bei.

Ziel: 100.000 Transaktionen pro Sekunde

Das langfristige Ziel von Ethereum ist es, bis zu 100.000 Transaktionen pro Sekunde zu ermöglichen. Zum Vergleich: Vor „The Surge“ lag dieser Wert im einstelligen Bereich. Diese enorme Steigerung ist notwendig, um Ethereum für eine weltweite Nutzung vorzubereiten – etwa für DeFi-Anwendungen, Spiele oder andere Web3-Projekte.

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, ist neben der Einführung von Rollups auch die Verbesserung der Datenverarbeitung innerhalb des Netzwerks nötig. Ein wichtiger Teil davon ist die Danksharding-Technologie, die große Datenmengen effizient aufteilt.

Phase 3: The Scourge

Bekämpfung von MEV (Miner Extractable Value)

In der Phase „The Scourge“ liegt der Fokus auf der Fairness innerhalb des Ethereum-Netzwerks. Konkret geht es um das Problem des sogenannten Miner Extractable Value, kurz MEV. Dabei handelt es sich um zusätzliche Gewinne, die Validatoren durch die gezielte Anordnung oder das Auslassen von Transaktionen erzielen können. Dieses Verhalten kann zu unvorhersehbaren Gebühren und Benachteiligungen führen.

MEV wurde früher vor allem von Minern im Proof of Work ausgenutzt, doch auch im Proof-of-Stake-Modell gibt es ähnliche Probleme. Die Ethereum-Entwickler möchten dieses Verhalten so weit wie möglich einschränken. Geplant sind technische Maßnahmen, die den Einfluss einzelner Validatoren auf die Reihenfolge der Transaktionen verringern.

Fokus auf Zensurresistenz und Fairness

Ein weiteres Ziel von „The Scourge“ ist es, die Zensurresistenz des Netzwerks zu stärken. Das bedeutet, dass keine Transaktionen willkürlich blockiert oder bevorzugt werden dürfen. In der Vergangenheit gab es Kritik an der Rolle bestimmter Blockbuilder, die Transaktionen teilweise auf Grundlage regulatorischer Vorgaben gefiltert haben.

Durch neue Protokollregeln und neutrale Transaktionsmechanismen soll verhindert werden, dass einzelne Akteure zu viel Macht erhalten. Ethereum soll ein offenes und faires Netzwerk bleiben, in dem alle Teilnehmer die gleichen Chancen haben – unabhängig davon, woher sie kommen oder welche Anwendungen sie nutzen.

Phase 4: The Verge

Einführung von Verkle Trees

In der Phase „The Verge“ geht es um die technische Weiterentwicklung der Ethereum-Datenstruktur. Ein zentrales Element ist die Einführung sogenannter „Verkle Trees“. Dabei handelt es sich um eine moderne Art von kryptografischem Baum, der bestimmte Daten effizienter speichern und verarbeiten kann. Verkle Trees sind eine Weiterentwicklung der aktuell verwendeten Merkle Trees, bieten aber zusätzliche Vorteile bei der Datengröße und der Beweisführung.

Mit dieser Technologie können Netzwerkteilnehmer künftig sogenannte „Stateless Clients“ verwenden. Diese benötigen keine vollständige Kopie der Blockchain, um Transaktionen zu validieren. Stattdessen reicht ein komprimierter Proof, um sicherzustellen, dass eine Transaktion korrekt ist. Das macht das Netzwerk zugänglicher, da weniger Speicherplatz und Rechenleistung benötigt werden.

Verbesserte Datenverarbeitung und Validierung

Durch Verkle Trees wird es deutlich einfacher, große Datenmengen im Ethereum-Netzwerk zu verwalten. Die Technologie verbessert die Validierung von Transaktionen und erhöht gleichzeitig die Effizienz. Validatoren und Knotenpunkte müssen weniger Informationen dauerhaft speichern, was die Einstiegshürden senkt und die Dezentralisierung fördert.

Ein weiterer Vorteil liegt in der besseren Skalierbarkeit. Da mehr Daten in kürzerer Zeit verarbeitet werden können, trägt „The Verge“ auch zur Umsetzung der langfristigen Ziele bei, die bereits in „The Surge“ angestoßen wurden. Ethereum wird so nicht nur schneller, sondern auch besser zugänglich für neue Teilnehmer und Entwickler.

Phase 5: The Purge

Reduktion technischer Schulden

„The Purge“ beschäftigt sich mit der technischen Bereinigung des Ethereum-Protokolls. Im Laufe der Jahre wurden viele Funktionen und Übergangslösungen eingeführt, die heute nicht mehr effizient oder notwendig sind. Diese Altlasten sollen in dieser Phase gezielt entfernt werden. Ziel ist es, den Code einfacher, klarer und wartungsfreundlicher zu machen.

Dazu gehört unter anderem die Entfernung veralteter Funktionen, die nur noch von wenigen Anwendungen genutzt werden. Auch redundante Datenstrukturen und ineffiziente Prozesse sollen überarbeitet oder ganz gestrichen werden. Durch diese Aufräumarbeiten wird die Gesamtkomplexität reduziert, was sich langfristig positiv auf Stabilität und Sicherheit auswirkt.

Vereinfachung des Ethereum-Protokolls

Die Vereinfachung betrifft nicht nur den technischen Aufbau, sondern auch die Nutzung des Netzwerks. Entwickler sollen künftig weniger Aufwand betreiben müssen, um sichere und funktionale Anwendungen auf Ethereum zu erstellen. Gleichzeitig werden Anforderungen für Netzwerkteilnehmer – etwa für das Betreiben eines Full Nodes – gesenkt.

Ein einfacheres Protokoll erleichtert zudem zukünftige Upgrades. Änderungen lassen sich schneller umsetzen, testen und einführen. Das erhöht die Flexibilität des Netzwerks und hilft dabei, neue Technologien reibungslos zu integrieren. Insgesamt stellt „The Purge“ sicher, dass Ethereum nicht durch Altlasten ausgebremst wird und langfristig leistungsfähig bleibt.

Phase 6: The Splurge

Sammlung kleinerer Verbesserungen

In der letzten Phase namens „The Splurge“ stehen keine grundlegenden Veränderungen mehr im Mittelpunkt. Stattdessen geht es um eine Vielzahl kleinerer Optimierungen, die das Netzwerk insgesamt runder und stabiler machen sollen. Dazu zählen unter anderem Verbesserungen im Umgang mit Smart Contracts, Anpassungen an der Benutzeroberfläche von Tools oder kleinere Änderungen an der Kommunikation zwischen Nodes.

Diese Phase bietet Raum für Vorschläge aus der Community und erlaubt es, bisherige Pläne weiter zu verfeinern. Viele dieser Änderungen beruhen auf Erfahrungen aus den vorherigen Phasen und tragen dazu bei, dass das gesamte System zuverlässig funktioniert.

Fokus auf Stabilität und Benutzerfreundlichkeit

Ein wichtiges Ziel von „The Splurge“ ist es, Ethereum für alle Beteiligten benutzerfreundlicher zu machen. Das soll unter anderem durch eine bessere Dokumentation, stabilere Entwickler-Tools und klarere Schnittstellen erreicht werden. Auch für Endnutzer soll das Netzwerk einfacher zugänglich werden – etwa durch stabilere Wallets, niedrigere Gebühren oder verständlichere Fehlermeldungen.

Stabilität ist besonders wichtig, wenn Ethereum als Basis für globale Anwendungen dienen soll. Mit „The Splurge“ wird das Netzwerk auf lange Sicht wartungsarm, robust und leichter zu bedienen – sowohl für Entwickler als auch für normale Nutzer. So schafft Ethereum die Grundlage für weiteres Wachstum ohne unnötige Komplexität.

Fazit: Aktueller Stand der Ethereum Roadmap

Die Ethereum Roadmap hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Mit der erfolgreichen Umsetzung von „The Merge“ wurde der Grundstein für eine nachhaltige Weiterentwicklung gelegt. Ethereum läuft nun vollständig auf Proof of Stake, was den Energieverbrauch drastisch reduziert hat.

Auch die Skalierungsphase „The Surge“ ist bereits weit vorangeschritten. Durch verschiedene Rollup-Lösungen – darunter Optimism, Arbitrum und zkSync – ist es gelungen, die Netzwerklast spürbar zu reduzieren und Transaktionen günstiger und schneller zu machen.

Aktuell liegt der Fokus verstärkt auf „The Scourge“. Dabei stehen Fairness und Zensurresistenz im Mittelpunkt. Es werden Maßnahmen entwickelt, um den Einfluss von MEV zu begrenzen und das Ethereum-Netzwerk neutraler zu gestalten. Erste technische Konzepte wie Proposer-Builder Separation (PBS) sind bereits in Entwicklung und werden voraussichtlich in den kommenden Monaten getestet.

Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für die Integration von Verkle Trees im Rahmen von „The Verge“. Diese Neuerung soll die Datenverarbeitung optimieren und die Nutzung sogenannter „stateless clients“ ermöglichen. Die Schritte in „The Purge“ und „The Splurge“ folgen darauf aufbauend und konzentrieren sich auf Codebereinigung, Vereinfachung und eine benutzerfreundlichere Umgebung für Entwickler und Nutzer.

Ethereum Roadmap: So sieht die aktuelle Planung aus