Blockchain Oracles gehören zu den stillen Helden des DeFi-Ökosystems. Ohne sie wären viele Smart Contracts in ihrer Funktion stark eingeschränkt – denn Oracles liefern die Brücke zwischen der Blockchain und der realen Welt. Sie ermöglichen es, externe Daten wie Marktpreise, Wetterberichte oder Ergebnisse von Sportereignissen sicher in eine Blockchain zu integrieren.

In diesem Artikel erfährst Du, was Oracles genau sind, wie sie funktionieren, welche unterschiedlichen Arten es gibt und warum sie für dezentrale Finanzanwendungen (DeFi) unerlässlich sind.

Was sind Blockchain Oracles?

Blockchain Oracles sind spezialisierte Dienste, die Informationen aus der realen Welt in eine Blockchain übertragen. Sie bilden die Schnittstelle zwischen externen Datenquellen und Smart Contracts.

Blockchains sind von Natur aus geschlossen. Sie speichern nur das, was im eigenen Netzwerk geschieht. Informationen von außen – etwa der Bitcoin-Kurs, ein Wetterbericht oder der Ausgang eines Fußballspiels – stehen ihnen nicht zur Verfügung. Genau hier kommen Blockchain Oracles ins Spiel.

Ein Oracle ist ein Dienst, der externe Daten auf eine Blockchain überträgt. Es fungiert als Bindeglied zwischen der digitalen Welt der Blockchain und der physischen oder digitalen Außenwelt, etwa einem Finanzmarkt, einem Wettersystem oder einem IoT-Gerät.

Diese Verbindung ist für Smart Contracts entscheidend, denn diese benötigen häufig Daten, die außerhalb der Blockchain liegen. Auf Basis dieser Daten kann der Smart Contract dann programmierte Aktionen ausführen, etwa Zahlungen freigeben oder Versicherungsleistungen auslösen.

Beispiel:

Ein Smart Contract soll automatisch eine Auszahlung leisten, wenn die Temperatur unter 0 °C fällt. Ohne ein Oracle könnte dieser Vertrag das aktuelle Wetter nicht prüfen. Ein entsprechender Oracle-Dienst holt die Temperaturdaten aus einer Wetter-API und gibt sie an den Smart Contract weiter – die Ausführung erfolgt dann automatisch.

Ein wichtiger Unterschied zu klassischen Blockchains liegt in der Art und Weise, wie Informationen verarbeitet werden. Während Blockchains intern nur Transaktionen zwischen Adressen verwalten, benötigen viele Anwendungen externe Fakten, um Entscheidungen zu treffen.

Ohne ein Oracle wäre ein Smart Contract auf der Blockchain isoliert und könnte keine Ereignisse aus der realen Welt berücksichtigen. Blockchain Oracles erweitern somit den Anwendungsbereich von Blockchains erheblich und machen komplexe dezentrale Anwendungen erst möglich.

Warum Oracles für DeFi so wichtig sind

In der Welt der dezentralen Finanzen (DeFi) läuft nichts ohne zuverlässige Daten. Kursbewegungen, Sicherheiten für Kredite, Zinssätze oder Liquidationen – all das basiert auf Informationen, die von außerhalb der Blockchain stammen. Oracles machen Smart Contracts handlungsfähig, weil sie Echtzeitdaten liefern.

Rolle von Oracles bei Smart Contracts

Smart Contracts führen vordefinierte Aktionen aus – aber nur dann, wenn die festgelegten Bedingungen erfüllt sind. Damit diese Bedingungen überprüft werden können, benötigen sie vertrauenswürdige Datenquellen. Ein Oracle liefert unter anderem den aktuellen ETH/USD-Kurs, auf dessen Basis ein Kreditvertrag eine Sicherheit bewertet oder eine Liquidation auslöst.

Ohne diese externen Daten wären Smart Contracts isoliert und auf rein interne Blockchain-Ereignisse beschränkt – ein klarer Nachteil für dynamische Finanzanwendungen.

Typische Anwendungsfälle im DeFi-Sektor

Oracles kommen in fast allen Bereichen der DeFi-Welt zum Einsatz, darunter:

Dezentrale Börsen (DEXs): Kursdaten und Preisinformationen
Kreditplattformen: Bewertung und Überwachung von Sicherheiten
Versicherungen: Automatisierte Schadensregulierung bei Flugausfällen, Wetterereignissen oder Lieferproblemen
Yield Farming & Derivate: Verlässliche Kennzahlen für die Berechnung von Erträgen

Ohne Oracles wären diese Anwendungen nicht realisierbar – oder zumindest deutlich weniger zuverlässig und sicher.

Verschiedene Arten von Blockchain Oracles

Nicht alle Oracles funktionieren gleich. Je nach Informationsquelle, Datenrichtung und technischer Ausführung unterscheidet man mehrere Oracle-Typen.

Blockchain Oracles gibt es in unterschiedlichen Formen, je nachdem, welche Art von Informationen sie bereitstellen, aus welcher Quelle diese stammen und in welche Richtung die Daten übertragen werden sollen.

Software-Oracles

Software-Oracles beziehen ihre Daten aus digitalen Quellen. Dazu gehören Informationen aus APIs, Webseiten oder Online-Datenbanken. Diese Oracles liefern unter anderem Echtzeitdaten zu Kryptokursen, Börsenkursen, Wetterberichten oder Sportergebnissen.

Software-Oracles sind besonders wichtig für Anwendungen, die auf aktuelle und ständig wechselnde Informationen angewiesen sind. Da sie vollständig online arbeiten, können sie große Datenmengen schnell und effizient verarbeiten.

Hardware-Oracles

Hardware-Oracles erfassen Informationen aus der physischen Welt. Sie verbinden physische Geräte wie Sensoren, Scanner oder RFID-Chips mit der Blockchain. Ein Hardware-Oracle könnte etwa Temperaturdaten eines Sensors in einem Lagerhaus an einen Smart Contract übermitteln oder erfassen, ob ein Paket erfolgreich zugestellt wurde.

Diese Art von Oracle ist besonders relevant für Lieferkettenmanagement, Logistik und industrielle Anwendungen, bei denen physische Ereignisse überprüft werden müssen.

Eingehende und ausgehende Oracles

Oracles lassen sich auch danach unterscheiden, in welche Richtung sie Informationen übertragen. Eingehende Oracles liefern externe Daten an die Blockchain. Sie sorgen dafür, dass Smart Contracts auf aktuelle Informationen zugreifen können, etwa Marktpreise oder Wetterbedingungen.

Ausgehende Oracles funktionieren in die entgegengesetzte Richtung: Sie übertragen Informationen von der Blockchain an externe Systeme. So kann ein Smart Contract etwa eine Zahlung veranlassen oder ein physisches Gerät steuern, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Beide Typen sind entscheidend, um die Interaktion zwischen Blockchain und realer Welt flexibel und funktional zu gestalten.

Risiken und Herausforderungen bei Oracles

Obwohl Blockchain Oracles für die Funktionsfähigkeit vieler DeFi-Anwendungen unverzichtbar sind, bringen sie auch bestimmte Risiken und Herausforderungen mit sich.

Angriffsvektoren und Manipulation

Ein Risiko bei Oracles ist die Möglichkeit der Manipulation. Da Oracles externe Daten in die Blockchain einspeisen, können sie ein beliebtes Ziel für Angreifer sein. Beispielsweise könnten fehlerhafte oder absichtlich verfälschte Daten an einen Smart Contract übermittelt werden, um unrechtmäßige Auszahlungen oder Transaktionen auszulösen.

Auch sogenannte „Oracle-Attacken“ auf DeFi-Projekte sind möglich, bei denen Angreifer die Preisfeeds beeinflussen, um Liquidationen oder Preismanipulationen zu ihrem Vorteil herbeizuführen. Die Integrität der gelieferten Daten ist daher entscheidend für die Sicherheit von DeFi-Anwendungen.

Probleme bei der Dezentralisierung

Ein weiteres Problem betrifft die Dezentralisierung der Oracles selbst. Viele Oracles arbeiten noch zentralisiert oder stützen sich auf wenige Datenquellen. Das widerspricht dem Grundgedanken der Blockchain, der auf Dezentralität und Unabhängigkeit setzt.

Zentralisierte Oracles stellen ein einzelnes Angriffsziel dar und können durch Ausfälle oder gezielte Angriffe ganze Anwendungen gefährden. Dezentralisierte Oracle-Netzwerke, die Informationen aus vielen unabhängigen Quellen bündeln und verifizieren, bieten hier einen besseren Schutz, sind aber oft komplexer und teurer in der Umsetzung. Der Aufbau sicherer, skalierbarer und gleichzeitig dezentraler Oracles bleibt daher eine der großen Herausforderungen im Bereich DeFi.

Bekannte Projekte und Lösungen im Bereich Oracles

Im Bereich der Blockchain Oracles haben sich einige Projekte etabliert, die versuchen, die genannten Risiken zu minimieren und gleichzeitig zuverlässige Daten für Smart Contracts bereitzustellen. Alle vorgestellten Projekte können auf CoinEx gehandelt werden.

Chainlink

Chainlink (LINK) zählt zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Oracle-Netzwerken. Es bietet eine dezentrale Infrastruktur, die es Smart Contracts ermöglicht, auf externe Daten zuzugreifen, ohne auf eine einzelne Quelle angewiesen zu sein.

Chainlink nutzt ein Netzwerk unabhängiger Nodes, das Daten aus verschiedenen Quellen sammelt und diese aggregiert. Dadurch wird das Risiko von Manipulationen deutlich reduziert. Zusätzlich bietet Chainlink erweiterte Funktionen wie Verifizierungsmechanismen, die die Vertrauenswürdigkeit der gelieferten Daten weiter erhöhen.

Band Protocol

Band Protocol (BAND) ist eine weitere beliebte Oracle-Lösung, die sich auf hohe Skalierbarkeit und niedrige Kosten konzentriert. Im Gegensatz zu Chainlink, das auf Ethereum basiert, arbeitet Band Protocol auf der Cosmos-Blockchain, was schnellere Transaktionen und geringere Gebühren ermöglicht.

Band Protocol bündelt Daten aus mehreren Quellen und verarbeitet diese Off-Chain, bevor sie in die Blockchain eingespeist werden. Diese Architektur sorgt für effiziente Datenübertragung und eine bessere Integration in verschiedene Blockchain-Ökosysteme.

API3

API3 (API3) verfolgt einen etwas anderen Ansatz, indem es sogenannten „First-Party Oracles“ den Vorrang gibt. Anstatt Drittanbieter als Mittler zu verwenden, ermöglicht API3 es den Datenanbietern selbst, Informationen direkt an Smart Contracts zu liefern. Dieser Ansatz soll die Vertrauensbasis verbessern und mögliche Fehlerquellen reduzieren.

API3 entwickelt auch spezielle Tools wie das „Airnode“, das es API-Anbietern erleichtert, ihre Dienste ohne tiefes Blockchain-Wissen anzubinden. Durch diesen direkten Zugriff auf Datenquellen will API3 die Sicherheit und Transparenz in Oracle-Systemen weiter steigern.

Fazit: Oracles als unverzichtbare Brücke für DeFi

Blockchain Oracles sind mehr als nur Datenlieferanten – sie machen viele DeFi-Anwendungen überhaupt erst möglich. Sie versorgen Smart Contracts mit verlässlichen Informationen aus der Außenwelt und erweitern so das Anwendungsspektrum dezentraler Technologien erheblich.

Gleichzeitig stellen sie aber auch ein Risiko dar, wenn sie nicht ausreichend dezentralisiert und abgesichert sind. Angriffe auf Oracles oder fehlerhafte Preisfeeds können ganze Systeme ins Wanken bringen. Deshalb arbeiten Projekte wie Chainlink, Band Protocol oder API3 intensiv daran, vertrauenswürdige, transparente und sichere Oracle-Netzwerke bereitzustellen.

Für die Zukunft des dezentralen Finanzwesens ist klar: Je mehr externe Daten Blockchain-Anwendungen benötigen, desto wichtiger werden leistungsfähige und vertrauenswürdige Oracles. Ohne sie bleibt DeFi auf eine digitale Insel beschränkt – mit ihnen hingegen wird die Blockchain zur echten Schnittstelle zwischen Programmierlogik und Weltgeschehen.

Blockchain Oracles – Warum sie für DeFi unverzichtbar sind